TCM-Kongress Rothenburg 2002/1+ 2, Plenarvorträge

Teil 1, Scott, Julian; Peilin, Prof. S.; Rose, Ken Teil 2, Stauss de Ceballos; Schulze; Pech; Schneider; Yilin Teil 1
Julian Scott (Reauville//Frankreich)
Wie Kinderkrankheiten sich zu Erwachsenenproblemen entwickeln.
Viele Krankheiten haben ihren Ursprung in der Kindheit. Vor dem 7. Lebensjahr sind sie nur ein Ungleichgewicht des Qi. Wenn dieses Ungleichgewicht aber über das 7. Lebensjahr hinaus besteht, wird es manifester und entwickelt sich auch zu einer emotionalen Beeinträchtigung. Wenn diese Störung dann in der Folge der Lebensjahre weiterbesteht, wird es zu einem Persönlichkeitsmerkmal über den gesamten Verlauf des Lebens.
Andererseits bieten diese Lebensübergänge eine Chance, solche subtilen Störungen des Gleichgewichts wie eingeschlossene pathogene Faktoren zu eliminieren, da sie andernfalls - wie schon erwähnt - das gesamte Leben beeinträchtigen würden.

Prof. Sun Peilin (Gent/Belgien)
Punktkombinationen - Schlüssel und Weg zur erfolgreichen Schmerzkontrolle
Akupunktur zur Therapie des Schmerzes arbeitet in den meisten Situationen sehr wirkungsvoll. In diesem Vortrag wird ein kurzer Überblick über Akupunktur zur Behandlung von Schmerzen in Zusammenhang mit modernen wissenschaftlichen Forschungen, Differenzierung der verschiedenen Punkte und die Auswahl von Punktkombinationen für eine erfolgreiche Schmerzbehandlung gegeben. Die Wichtigkeit der richtigen Punktkombination wird anhand von einigen Fallbeispielen dargelegt.

Ken Rose (Berkeley/USA)
Übersetzung und Transfer der chinesischen Medizin in den Westen
Seit ungefähr vierzig Jahren arbeitet man nun daran, die Traditionelle Chinesische Medizin in den Westen zu übertragen. Dieser Vortrag gibt einen kurzen historischen Überblick und beleuchtet einige grundlegende unterschiedliche kulturelle Prinzipien, die bei der Übertragung der Chinesischen Medizin in den Westen in Betracht gezogen werden müssen. Besonders wichtig ist, dass diejenigen, die sich mit Chinesischer Medizin beschäftigen, den historischen Kontext verstehen, so dass die grundlegenden Theorien richtig angewandt werden können.
Chinesische Philosophie hat dazu gedient, einige der größten Geister des Westens, angefangen von Leibniz über Niels Bohr bis zu Gelehrten von heute zu lehren, zu inspirieren und zu erleuchten.
Mit diesen Schätzen der historischen Vergangenheit wird uns eine ungeheure Verantwortung in die Hände gelegt, der wir nur gerecht werden, wenn wir unser Verständnis der traditionellen Wege erweitern und lernen, diese in der modernen Welt anzuwenden. Teil 2Stauss de Ceballos; Schulze; Pech; Schneider; Yilin
Claudia Stauss de Ceballos (Jharkhand/Indien)
Akupunktur in der Wüste
Dieser Vortrag gibt einen Überblick über professionelle medizinische Hilfe am Beispiel der Akupunktur in medizinisch unterversorgten Landregionen der sogenannten 3. Welt und stellt ein Modell-Krankenhaus für Komplementär-Medizin in Indien mit Schwerpunkt Akupunktur vor.
Medizinische Entwicklungshilfe heißt nicht, unsere Vorstellungen von Medizin unsensibel, dogmatisch und kritiklos auf jede bedürftige Region dieser Welt zu übertragen. Sie sind vielmehr sinnvoll und taktvoll in die vorhandenen Strukturen einzugliedern - komplementär, nicht doktrinär.
Respekt vor aller Kultur - auch der medizinischen - ist gefragt. Nicht Ignoranz und Überheblichkeit. In diesem Sinne: Wenn schon Globalisierung, dann von unten nach oben, nicht von oben nach unten.

Ruthild Schulze (Berlin)
Akupunktur in der Geburtshilfe - Einführung
Kann man überhaupt Chinesische Medizin für die Geburtshilfe unterrichten, ohne der "wirklichen" Chinesischen Medizin "untreu" zu werden?
Ruthild Schulze spricht über ihre Erfahrungen aus 8 Jahren in etwa 30 verschiedenen Unterrichtsprojekten und über die Probleme beim Unterrichten eines Fachbereichs. Gibt es placentalösende Punkte, eine geburtseinleitende Akupunktur? Gibt es den Loslass-Punkt für alle Kreißenden ... und wie bringe ich den "Glanz einer goldenen Blume im Auge der Frau ... " unter, der laut Shou Shi Pien ( 1785) den Zeitpunkt der Geburt ankündigt?

Martina Pech, Uwe Schneider (Berlin)
Die Rolle der NADA-Akupunktur in der Suchtbehandlung
Ohr-Akupunktur im Drogenentzug wird auch in Deutschland langsam en vogue.
Für die meist schwierige Klientel stellt die Akupunktur - neben ärztlicher Versorgung, psychosozialer Betreuung und leider viel zu selten möglicher psychotherapeutischer Begleitung - eine sehr flexible Möglichkeit dar, auf die unterschiedlichsten und wechselnden medizinischen oder emotionalen Bedürfnisse einzugehen.
Der Vortrag beschreibt die Ursprünge des NADA-Settings in den 60er Jahren in den USA und die Weiterentwicklung seither. Die Besonderheiten des NADA-Settings, der Bezug auf die Chinesische Medizin, der möglichst niedrigschwelligen Zugänglichkeit, der Akupunktur in der Gruppe, Beschreibung der vielen Möglichkeiten um auf verschlossene PatientInnen einzugehen usw. werden aufgezeigt. Eine mögliche Betrachtungsweise wird z.B. die chinesische Energetik polytoxikomaner DrogenkonsumentInnen sein.

Prof. Zeng Yilin (Chengdu/VR China)
Geschichte und Entwicklung der TCM-Orthopädie und Traumatologie